Unsere Schöpfungsleitlinien

Schöpfungsleitlinien der evangelischen Kirchengemeinde Gauting 
(21.1.2019)

Präambel

Gottes Geist wirkt in der Schöpfung. Als Teil der Schöpfung sind wir mit Gott verbunden. Deshalb sind wir aufgerufen, vor Gott Mitverantwortung für die Schöpfung zu über-nehmen.

Unsere biblischen Grundlagen

„Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan“ (1. Mose 1,28). Dieser Satz wurde jahrhundertelang als Freibrief für Ausbeutung und Gewalt gegenüber der außermenschlichen Natur verstanden. Wir beklagen dieses falsche Verständnis und verstehen ihn im Sinne einer neueren Bibelauslegung heute so: Seid fruchtbar und mehret euch, nehmt die Erde in Besitz und tragt Fürsorge für alles Leben auf ihr. 
Denn „Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.“ (1.Mose 1,31). Dies schließt die gesamte Schöpfung und nicht nur uns Menschen ein.
Für uns gilt auch der Auftrag aus dem zweiten Schöpfungsbericht: „Gott der HERR nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte“ (1. Mose 2, 15). Dabei übersehen wir nicht, dass letztlich der Schöpfer allein die Schöpfung bewahren kann. Aber Gott nimmt uns dabei in seinen Dienst.
Wir verstehen deshalb Schöpfungsverantwortung als eine Kernaufgabe der Kirche. Sie berührt alle Bereiche kirchlichen Handels.
In unseren Gottesdiensten und unserem geistlichen Leben wollen wir in das Lob der Schöpfung einstimmen, von dem die Bibel voll ist, und Formen der Schöpfungs-spiritualität pflegen. 

 
Was bedeutet das für unser Handeln?

Das oberste Gebot: Nachhaltigkeit 
Die Lage ist bedrohlich: 

  • Der Klimawandel hat bereits eingesetzt und verändert zunehmend die Lebensbedingungen aller Menschen.
  • Nach jahrhundertelanger Ausbeutung schwinden die Ressourcen der Erde.
  • Ein beschleunigtes Artensterben bedroht die Biodiversität und damit das Leben von Pflanzen und Tieren und die Nahrungsgrundlage für die Menschen.

Künftigen Generationen darf durch unsere Lebens- und Wirtschaftsweise nicht die Lebensgrundlage entzogen werden. Dazu muss sich das Prinzip der Nachhaltigkeit in allen Lebensbereichen durchsetzen.

Wir achten das Lebensrecht der Menschen in anderen Regionen der Welt
Wir wollen mit den Rohstoffen dieser Erde so umgehen, dass unsere Lebensqualität nicht Umweltzerstörung, Ungerechtigkeit und Armut in anderen Regionen der Einen Welt auslöst. Wir kaufen fair gehandelte Produkte. 

Wir achten das Lebensrecht künftiger Generationen
Der Klimawandel, dessen Folgen schon jetzt zu spüren sind, ist eine globale Bedrohung für die Menschheit. Wir reduzieren den Ausstoß von schädlichen Klimagasen. 

Wir achten das Lebensrecht unserer Mitgeschöpfe
Bei unserem Wirtschaften schonen wir die Vielfalt, Eigenart und Schönheit von Pflanzen und Tieren und ihren Lebensräumen und fördern sie in unseren Liegenschaften.

Wir wirtschaften umweltgerecht und sozial verträglich
Wir vermeiden und verringern kontinuierlich Belastungen und Gefahren für die Umwelt und pflegen einen schonenden Umgang mit Rohstoffen und Energie. Über die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben hinaus setzen wir die dafür beste verfügbare Technik ein, soweit dies wirtschaftlich vertretbar ist. Bei Beschaffungen handeln wir nach den Grundsätzen ökologisch, regional und fair.
 
Wir handeln als lernende Solidargemeinschaft
Als Instrument zur Umsetzung unserer Grundsätze führen wir das Umweltmanagement-system Grüner Gockel ein. In einem kontinuierlichen Prozess ermitteln und optimieren wir die Wirkungen unseres Handelns auf die Umwelt. Wir vereinbaren Handlungsprogramme und benennen Verantwortliche. Wir dokumentieren und überprüfen unsere Ergebnisse mit dem Ziel einer stetigen Verbesserung. 
Wir entwickeln und pflegen in unserer Gemeinde das Umweltbewusstsein. Umweltbildung, auch schon im Kindergarten, ist dafür ein wichtiges Instrument.
Dafür vernetzen wir uns mit anderen Akteuren innerhalb und außerhalb der Kirche. 

Wir tun, was wir können und bergen uns in der Liebe Gottes
Angesichts der gewaltigen Herausforderungen, die die Weltgemeinschaft als ganze betrifft, stellt sich die Frage, ob der Beitrag der christlichen Gemeinde nicht viel zu unbedeutend ist. Wir erkennen unsere Grenzen, aber unser Glaube lässt uns nicht resignieren, sondern macht uns Mut.